Das Institut für Freie Berufe (IFB) hat für den Bundesverband der Freien Berufe e. V. (BFB) im Zeitraum November/Dezember 2015 eine Umfrage unter knapp 450 Freiberuflern zur Einschätzung ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage und der voraussichtlichen Geschäftsentwicklung in einer Sechs-Monats-Perspektive sowie zum Sonderthema „Bildung und Migration“ durchgeführt sowie ausgewertet.
„Die Freien Berufe sind mit ihrer aktuellen wirtschaftlichen Lage weiterhin durchaus zufrieden. Rund 85 Prozent der Befragten schätzen sie als befriedigend oder gut ein. Die Wirtschaftslage bleibt also günstig, wenn sich auch die Stimmung etwas eintrübt. Die konjunkturellen Erwartungen für die kommenden sechs Monate sind im Vergleich zu den Sommerwerten etwas gedämpfter. Das Geschäftsklima, in das die Ist-Beschreibung und die Prognose einfließen, ist aber immer noch positiver als vergleichbare Indizes der gewerblichen Wirtschaft. Die Freien Berufe stehen also vergleichsweise gut da. Und mehr noch: Freiberufler bleiben Beschäftigungsmotor: Rund jeder sechste Befragte will innerhalb der kommenden beiden Jahre sogar noch mehr Mitarbeiter einstellen“, so BFB-Präsident Dr. Horst Vinken zu den Ergebnissen hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation.
„Die Freien Berufe zeichnen sich seit jeher durch ihre hohe Integrationsleistung insbesondere bei der Ausbildung aus. Die Auszubildenden können ihre kulturelle Kompetenz ein- und eine zusätzliche Sprache mitbringen. Dies wertschätzen die Ausbilder, wie die diesbezüglichen Ergebnisse zeigen. Beides hilft, einen persönlichen Draht zum Mandanten, Patienten, Klienten und Kunden zu schmieden. Und dieser ist unerlässlich für freiberufliche Vertrauensdienstleistungen“, so Dr. Vinken zu den Ergebnissen des Sonderthemas der Umfrage.
„Die Freien Berufe sind zuversichtlich, robust, zuverlässig und bringen der deutschen Volkswirtschaft und dem europäischen Binnenmarkt auch weiterhin deutliche Wachstumsimpulse. Das kommt nicht von ungefähr: Das Marktgebiet ihrer Vertrauensdienstleistungen beschreibt das System Freier Beruf. Es steht für Gemeinwohl, Verbraucherschutz, Unabhängigkeit, Qualitätssicherung, persönliche Leistungserbringung, Transparenz und Selbstverwaltung. All dies rahmt einen funktionierenden, einen attraktiven Markt, der verständlicherweise Aufmerksamkeit erregt, aber mit Blick auf die EU-Kommission und ihre wiederholten Deregulierungsoffensiven leider unter den falschen Vorzeichen,“ so Dr. Vinken, der die Ergebnisse in den europäischen Kontext stellt. „Die Freien Berufe sind ein Schwungrad. Wer hier in die Speichen greift, bremst ihre Dynamik aus. Dessen ungeachtet aber hat die EU-Kommission zuletzt mit ihrer Binnenmarktstrategie auch die deutschen Freien Berufe erneut ins Visier genommen. Es ist ärgerlich und unverständlich, dass das System „Freier Beruf“ nicht als Blaupause genommen, sondern dass stattdessen an seinen Grundfesten gerüttelt wird. Dass die EU-Kommission die Freien Berufe fokussiert, ist nicht neu. Aber die Binnenmarktstrategie zeigt, dass die Tonart vernehmlich schärfer wird. Das ist alarmierend, ebenso wie die Tatsache, dass die EU-Kommission Aspekte des Verbraucherschutzes darin nahezu vollständig ausblendet. Der Verbraucherschutz muss anerkannt werden und es darf nicht ausschließlich auf ökonomische Aspekte abgestellt werden. Regulierung bei den Freien Berufen, die sich seit Jahrzehnten bewährt hat, ist kein Selbstzweck, sondern dient dem Verbraucher“, so Dr. Vinken. „Aber trotz aller Attacken statt Anerkennung, die Freien Berufe sind und bleiben ein leistungsfähiger Sektor.“
Die Ergenisse der detaillierten Auswertung finden Sie hier.