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Freiberufler sind dynamische und zufriedene Gründer

Acht von zehn Freiberuflern, die sich selbstständig gemacht haben, würden diesen Schritt nochmals gehen. Überdies schneiden die Freien Berufe bei der Gründungsintensität merklich besser ab als die übrige Wirtschaft. Das sind Ergebnisse aktueller Auswertungen des IFB für den BFB, die sich auch mit der Nachfolge beschäftigen: 2,6 Prozent wollten zwar, konnten die Nachfolge aber nicht umsetzen.

Prof. Dr. Ewer: „Freiberufler sind dynamische und zufriedene Gründer.“

„Mehr als acht von zehn Freiberuflern, die sich selbstständig gemacht haben, würden diesen Schritt nochmals gehen. Ein beachtlicher Wert, der auch die hohe Zufriedenheit der Freiberufler mit ihrer Berufswahl zeigt“, so BFB-Präsident Prof. Dr. Wolfgang Ewer zu einem zentralen Ergebnis einer Umfrage zur Gründung und Nachfolge in den Freien Berufen.

Prof. Dr. Ewer weiter: „Selbstbestimmtheit ist für die Befragten das wichtigste Motiv für ihren Schritt in die Selbstständigkeit. Das spiegelt ein wesentliches Element des Koordinatensystems Freier Beruf: die Unabhängigkeit. Dies wertschätzt der Verbraucher insbesondere. Denn frei zu sein von Fremdinteressen bedeutet, frei zu sein in der Bildung des eigenen Urteils. Da fühlen sich unsere Patienten, Mandanten, Klienten und Kunden bei uns einfach gut aufgehoben.

Auf eine Gründung als Erwerbsoption fühlten sich knapp zwei Drittel der Befragten durch ihre Ausbildung allerdings nicht gut vorbereitet. Hier müssen die Weichen richtig gestellt werden. Wichtig ist vor allem, bei Examenssemestern anzusetzen und die angehenden Absolventen über die Option der Selbstständigkeit zu informieren.

Der Wirtschaftsstandort bleibt durch Gründungen lebendig und dynamisch. Eine diese Umfrage flankierende Sondererhebung zur Gründungsintensität bringt in diesem Kontext erfreuliche Ergebnisse: Bei der Gründungsintensität schneiden die Freien Berufe merklich besser ab als die übrige Wirtschaft. Das zeigt: Wir Freiberufler agieren dynamisch am Markt und scheuen die Verantwortung, die mit einer Gründung einhergehen, nicht. Dieser Wert bildet letztlich auch die steigende Nachfrage nach freiberuflichen Dienstleistungen ab.

Die Umfrage widmet sich überdies dem anderen Ende der freiberuflichen Erwerbsbiografie und mithin der Nachfolge. Ein Thema, das auch die Freien Berufe umtreibt. In der Akut-Phase hatten 42 Prozent der Übergabewilligen Schwierigkeiten, 2,6 Prozent wollten zwar, konnten die Nachfolge aber nicht umsetzen.

Nachfolgen zu flankieren bedeutet auch, Arbeitsplätze zu sichern. Handlungsbedarf besteht, da sich die Situation durch den Fachkräftemangel und den Trend zum Angestelltensein weiter verschärfen wird. Insgesamt bleibt es Aufgabe aller Akteure – der Politik, der Berufsorganisationen – Selbstständigkeit als Erwerbsform weiter zu stärken.“

Für den BFB führte das Institut für Freie Berufe (IFB) Nürnberg im zweiten Quartal 2019 eine repräsentative Umfrage unter knapp 1.700 Freiberuflern durch. Der Sonderteil zu „Gründungen und Nachfolgen“ wurde jetzt gesondert ausgewertet, mit folgenden Ergebnissen:

1. Gründung

Art der Gründung
79,2 Prozent der Befragten gaben an, dass sie neu gegründet haben, zehn Prozent übernahmen einen bestehenden Betrieb, 6,2 Prozent stiegen als Partner bei ihrem bisherigen Arbeitgeber ein und 2,8 Prozent folgten im eigenen Familienbetrieb nach.

Startpunkt der Gründung
Jeder Vierte (26 Prozent) machte sich direkt nach dem Ausbildungsabschluss selbstständig. Von den übrigen Gründern waren rund 32,9 Prozent bis zu drei Jahren angestellt, 22,6 Prozent zwischen vier und fünf Jahren, 36,2 Prozent zwischen sechs und zehn Jahren und 8,3 Prozent mehr als zehn Jahre.

Zufriedenheit
85,6 Prozent würden nochmals gründen.

Top 5 Gründe für Selbstständigkeit

Für 87,3 Prozent war die Selbstbestimmtheit wesentlich, 58 Prozent war eine freiere Zeiteinteilung wichtig, 51,7 Prozent die Konzentration auf die eigenen Fachkenntnisse sowie die Verwirklichung der eigenen Potenziale, 47,4 Prozent wollten etwas Eigenes aufbauen und 42,9 Prozent eigene Ideen realisieren sowie eine Marktlücke nutzen.

Gründungsberatung
41,5 Prozent wandten sich an ihre zuständige Berufsorganisation, 40,9 Prozent an einen beratenden Freiberufler, 10,5 Prozent an die Agentur für Arbeit und 10,1 Prozent informierten sich noch während der Ausbildung beispielsweise bei universitären Career Centern.

Vorbereitung
63,1 Prozent gaben an, dass sie sich durch ihre Ausbildung nicht gut für die Selbstständigkeit gewappnet fühlten.

Top 5 der Probleme bei der Gründung

38,1 Prozent identifizieren fehlendes betriebswirtschaftliches Wissen, 37,8 Prozent kämpften mit der zeitlichen Belastung, für 22,6 Prozent war es problematisch, passende Mitarbeiter zu finden, über bürokratische Hindernisse berichten 22,4 Prozent und 15,5 Prozent hatten Schwierigkeiten einen geeigneten Standort zu finden.

Sondererhebung zur Gründungsintensität

Für das Jahr 2016 ermittelte das IFB im Auftrag des BFB zudem die Gründungsintensität – also den Anteil der neu gegründeten Unternehmen an allen am Markt tätigen Unternehmen. Hier liegt der Wert für Deutschland insgesamt bei 6,7 Prozent, 6,6 Prozent sind es, rechnet man die Freien Berufe heraus, die für sich genommen sieben Prozent erreichen.

2. Nachfolge

Gruppe 1: Kurzfristige Übergabe binnen fünf Jahren

Schwierigkeit dabei, Nachfolger zu finden

58 Prozent und damit rund die Hälfte der Befragten geben an, dass es nicht schwierig war, einen Nachfolger zu finden. Für 42 Prozent indes schon.

Schwierigkeiten bei der Suche
Zu wenig potenzielle Kandidaten sind für Übergabewillige die größte Herausforderung, das gaben 83,4 Prozent der Befragten an. Bei knapp jeder dritten Übergabe, 30,5 Prozent der Befragten, stimmte die Vorstellung der Kandidaten (beispielsweise Übergabezeitpunkt) nicht mit der des Anbietenden überein. 26,6 Prozent gaben finanzielle Gründe, wie zu hohe Erlöserwartungen, an. 24,7 Prozent konstatierten, dass Bewerber nicht die passenden Kompetenzen besaßen. 17,8 Prozent ist schlicht der Nachfolgekandidat abgesprungen und 7,3 Prozent haben die Vorlaufzeit unterschätzt.

Nachfolger

In 35,3 Prozent der Fälle ist der Nachfolger ein bisher im Betrieb angestellter Berufsträger, 31,8 Prozent übergeben an eine externe Person, bei 21,9 Prozent erfolgt die Nachfolge durch ein Familienmitglied/eine verwandte Person. 3,4 Prozent gaben an, das Unternehmen an eine bestehende Gesellschaft angeschlossen zu haben.

Gruppe 2: Übergabe ab 2025 geplant

Erfolgsaussicht
71,5 Prozent rechnen damit, einen Nachfolger zu finden.

Gewünschte Unternehmensnachfolge

44,4 Prozent der Befragten wollen einen jungen Berufsträger anstellen, der dann die Nachfolge antreten soll, 33,4 Prozent planen die Aufnahme eines Partners. Für 12,6 Prozent kommt eine verwandte Person in Betracht. 12,6 Prozent stellen sich die Nachfolge durch verwandte Personen vor. 6,9 Prozent planen den Anschluss an eine bestehende Gesellschaft. Und 2,7 Prozent erwarten eine Schließung ohne Nachfolge.