Im Rahmen der diesjährigen Veranstaltung des „Sommers der Berufsausbildung“ kamen Praxis und Politik beim Architekturbüro Kannenberg & Kannenberg Architekten BDA und Ingenieure im brandenburgischen Wittstock/Dosse zusammen, um die Attraktivität der dualen Ausbildung auch bei den Freien Berufen herauszustellen, die wiederum ein Faktor für das Gelingen der Transformation sind.
Nachdem Inhaberin Bärbel Kannenberg, Architektin BDA, die Teilnehmenden begrüßt hatte, führte Michael Kellner, (Bündnis 90/Die Grünen), Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, zur Fachkräftesicherung aus Sicht seines Hauses aus. Er stellte klar, dass Deutschland von kleinen und mittelständischen Unternehmen geprägt sei. Dort würden Auszubildende dringend gebraucht. Er ermutigte die Teilnehmenden, den Beginn des Ausbildungsjahres noch stärker zu nutzen, um für die duale Ausbildung zu werben. Es gelte besonders in ländlichen Regionen wie Wittstock/Dosse keine Potenziale zu verschenken, da diese stark von Abwanderung betroffen seien. Hier sei ein Weg, das „Matchmaking“ zwischen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern sowie potenziellen Auszubildenden zu verbessern.
Danach skizzierte BFB-Präsident Dr. Stephan Hofmeister die Lage der dualen Ausbildung bei den Freien Berufe. Bei den Freien Berufen gäbe es aktuell ein Potenzial von 170.000 Ausbildungsplätzen, 40.000, also knapp ein Viertel davon aber seien unbesetzt. Er unterstrich, dass die Freien Berufe soziale Verantwortung übernähmen und nicht nur auf den Profit schauten. Sie zögen nicht weg, auch wenn die Rendite mal schlechter ausfalle. Damit die Freien Berufe aber ihre volle Wirkung entfalten könnten, benötigten sie ein entsprechendes Umfeld.
„Wir Freiberuflerinnen und Freiberufler wissen, wie wichtig es ist, beruflichen Nachwuchs zu gewinnen, in dualen Berufen auszubilden und Menschen zur Selbstständigkeit zu ermutigen. Wir arbeiten voller Überzeugung beim „Sommer der Berufsausbildung“ mit. Beim diesjährigen gemeinsamen Termin mit dem BMWK stehen die technisch-naturwissenschaftlichen Freien Berufe im Fokus und gerade die Planerinnen und Planer, die einen besonderen Beitrag zur Lösung des Wohnungsmangels leisten, aber auch Verantwortung für die ländliche Infrastruktur tragen und für Lebensqualität sorgen. Dabei spielen auch dual ausgebildete Fachkräfte eine wichtige Rolle. Daher lassen Sie uns als drittgrößten Ausbildungsbereich niemanden verloren geben und uns gemeinsam noch mehr für den beruflichen Nachwuchs engagieren“, so Dr. Stephan Hofmeister.
Darauf folgte ein fachlicher Austausch unter dem Titel: „Was ist bei der dualen Ausbildung im Bereich der Freien Berufe möglich – Zukunftsperspektiven“. Neben Michael Kellner und Dr. Stephan Hofmeister nahmen Jan Erik Gerdes, Bauzeichner beim Architektenbüro heinlewischer, Inhaberin Bärbel Kannenberg, und Prof. Ralf Niebergall, Vizepräsident des Bundesverbandes der Freien Berufe sowie der Bundesarchitektenkammer, teil. Der dual ausgebildete Bauzeichner Jan Erik Gerdes erzählte von seinen positiven Erfahrungen mit seiner Ausbildung, die für ihn ein „Weg in die Realität“ war. Prof. Ralf Niebergall ging verstärkt auf die wirtschaftliche Lage der Freien Berufe ein. Er beobachte häufig eine große Hoffnung auf eine besser werdende Konjunktur. Michael Kellner setzt auf einen Produktivitätsgewinn durch Digitalisierung, so könne für Entlastung bei der angespannten Fachkräftelage auch im ländlichen Raum gesorgt werden. Darüber hinaus gäbe es eine Reihe von Maßnahmen wie ein Azubi-Ticket, Azubi-Wohnheime, Modernisierungen der Ausbildungsordnungen und die Verbesserung der Berufsorientierung, die die duale Ausbildung attraktiver für Jugendliche machten. Auch die Fachkräfteeinwanderung aus Drittstaaten biete Potenziale, um den Fachkräftemangel abzumildern. Zudem ermögliche die duale Ausbildung Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft. Dr. Stephan Hofmeister ergänzte, dass die Freien Berufe auch hier vorbildlich seien: Bei ihnen gebe es mit 20,3 Prozent den unter allen Wirtschaftsbereichen höchsten Anteil Auszubildender mit ausländischen Wurzeln.
Für Michael Kellner ist die duale Ausbildung nach wie vor ein Erfolgsmodell, wie er im Kontext erläuterte: „Sie bietet einen perspektivenreichen Berufseinstieg und ist zudem ein wichtiger Baustein, um den Fachkräftebedarf in den Betrieben zu decken und die digitale und grüne Transformation zu meistern. Dabei sind die Freien Berufe, also die Architekten, Ingenieure oder auch Bauzeichner, ein zentraler Faktor der Energiewende. Auch im späten Nachvermittlungszeitraum von Oktober bis Januar können junge Menschen immer noch einen Ausbildungsvertrag abschließen. Eine duale Ausbildung vereint die Vorteile der theoretischen Ausbildung mit unmittelbar praktischen Erfahrungen. Die duale Ausbildung zu stärken, haben wir uns als Bundeswirtschaftsministerium gemeinsam mit unseren Partnern der Allianz für Aus- und Weiterbildung auf die Fahnen geschrieben.“
Zum Ende der Veranstaltung folgten eine Bürobesichtigung und eine Vorstellung der innovativen Baukonzepte des Architekturbüros Kannenberg Architekten BDA und Ingenieure für Bauen im Bestand. Inhaberin Bärbel Kannenberg, Architektin BDA, betonte, dass es mehr Wertschätzung für die Tätigkeit von Freiberuflerinnen und Freiberuflern brauche.